Nein, Bus fahren ist nicht mein neues Hobby!!! Wenn ich aber auf die letzten Abenteuer zurückblicke scheint es so, als meint es jemand richtig "gut" mit uns und verschafft uns unnötige Extrastunden in den Bussen...
Bei der Abreise in Cartagena wurde uns gesagt, dass wir etwa in 10 Stunden in Medellin seien und wir keinen Umweg in eine andere Stadt machen, sondern dies der Direktbus sei. Eigentlich konnten wir dies nicht glauben aber wir möchten ja nicht so sein und waren zuversichtlich. Leider verstrichen die Stunden und weit und breit keine grössere Stadt, welche Medellin sein könnten. Nach 12 Stunden Busfahrt und keiner einzigen Pause fragten wir den Busfahrer wie lange es denn noch dauert. Der hatte leider wenig Lust auf unsere Fragen und so wurden wir von einem wilden Handgefuchtel abgewimmelt. Nach weiteren 2 Stunden (insgesamt jetzt 14 Stunden) hielt der Bus plötzlich auf dem Pannenstreifen der Autobahn und uns wurde mitgeteilt, dass dieser Stop Medellin sei. Ungläubig standen wir dann mit unserem Gepäck am Strassenrand und verstanden die Welt nicht mehr. Weit und breit kein Haus, es war Stockdunkel und von einem Taxi fehlte jede Spur. Bevor der Bus los fuhr schrie der Chauffeur noch, dass wir den Bus wechseln müsste und dieser uns dann nach Medellin bringt. Viel mehr als dem Chauffeur zu glauben, blieb uns um 04:00Uhr Morgens nicht übrig und so erblickten wir etwas später in der Ferne einen wartenden Bus. Dieser nahm uns dann mit nach Medellin. Die Herren konnten sich in die Führerkabine des Busses bzw. in die erste Reihe zwängen und ich konnte in der letzten Reihe zwischen stark riechenden Erdenbewohnern Platz nehmen. Ich war sichtlich froh, als wir nach etwa 1.5 Stunden endlich den Busbahnhof von Medellin erreichten und uns das Taxi ins Pitstop Hostel brachte, wo wir erst einmal unseren Schlaf nachholten.
Der Fluch des Kokainkrieges hängt tief über Medellin und allgemein geistert noch immer das Bild über Kolumbien von den mordenden Drogenkartellen und den Taten der Guerilla in den Köpfen herum. Ich muss sagen, dass ich weder in Costa Rica noch in Panama so freundlich empfangen wurde und eine so herzliche Gastfreundschaft erlebten durfte wie in Kolumbien. Im Alltag habe ich überhaupt nichts von der Gewalt gespürt, da die meisten Auseinandersetzung in den entlegenen Dschungelgebieten statt finden. Wie auch in Costa Rica hat mich auch in Kolumbien enorm die Polizeipräsenz überrascht. An jeder dritten Ecke stand ein, bis auf die Zähne bewaffneter, Polizist und beäugte das Treiben auf der Strasse.
Medellin galt früher als "die Mordhauptstadt der Welt" und wenn man durch die Strassen schlendert, ist es schwer vorstellbar, dass der blutige Drogenkampf hier vor ein paar Jahren noch Einzug hielt. Viele Menschen verbinden mit Medellin das Medellinkartell, welches von Pablo Escobar angeführt wurde und so begab ich mich natürlich auf die Spuren dieses Drogenbarons. Auf eigene Faust ist es relativ schwierig und so schlossen wir uns einer Tour an. Ich bin eigentlich überhaupt nicht ein Fan von solchen Touren und vergleiche die immer mit den Kaffeefahrten in den Schwarzwald, aber uns blieb nichts anderes übrig.
Nachdem wir mit einem kleinen Bus im Hostal abgeholt wurden, hielten wir ein erstes Mal vor einem Gebäude, welches abgerissen wird. Die Ruine war einst die Kommandozentrale des Medellinkartells und organisierte die ganzen Drogengeschäfte von hier aus. Mittlerweile wurde das Grundstück aber verkauft und das Gebäude muss einem Hotel weichen. Dies waren für mich die ersten sichtbaren Hinweise, dass Medellin sich selber in ein besseres Bild rücken möchte und dadurch solche Gebäude dem Erdboden gleich macht.
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Ehemalige Kommandozentrale des Medellinkartells |
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Ehemalige Kommandozentrale des Medellinkartells |
Nach einer kurzen Fahrt hinauf in die Berge hielten wir auf dem Friedhof und besuchten das Grab von Pablo Escobar. Gemäss dem Guide schmücken das ganze Jahr Blumen das Grab von Pablo, da er in Medellin vorallem von der armen Bevölkerung als Patron angeschaut wird. Es ist nicht abzustreiten, das Pablo sehr viel für die arme Bevölkerung in Medellin und Kolumbien gemacht hat und er dadurch als Held angeschaut wird. Aber die vielen Menschen, die dem Medellinkartell bzw. dem Drogenkrieg zum Opfer fielen ist schwer zu beziffern.
Der nächste und letzte Stop der "Escobar Tour" war ein sogenanntes "Safehouse" der Escobars. Pablo und sein Clan hatten in Medellin und der Umgebung diverse Häuser, in denen sie Schutz suchten, falls ihnen die Polizei auf den Fersen war oder sie sich nicht sicher fühlten. Als wir ankamen wurden wir überraschenderweises von seinem Bruder, Roberto Escobar, empfangen, welche uns das Haus zeigte und Fragen beantwortete.
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Fotogallery von Pablo im Safehouse |
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"Wanted" Schild auf der ganzen Welt:
10 Mio US Dollar wurden als Kopfgeld für Pablo und seinen Bruder Roberto von den Amerikanern ausgesetzt. |
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Roberto Escobar, welcher anscheinend nur der Finanzchef des Medellinkartells war
und mit den Taten seines Bruders nichts zu tun hat, daher ist er jetzt ein freier Mann...
(PS: habe Shorts unter dem Hemd an ;) ) |
Die nächsten Tage haben wir Medellin mit dem einzigartigen Metrosystem erforscht. Das Zentrum von Medellin schmücken diverse Skulpturen von Fernando Botero, welcher in der Stadt geboren wurde. International bekannt wurde er durch seine überdimensionalen Figuren, bei denen die Proportionen etwas aus dem Ruder gelaufen sind :)
Desweiteren kann Medellin auch aus der Luft entdeckt werden. Eine Gondelbahn erschliesst das Armenviertel Santo Domingo, in welchem es vor Jahren täglich zu Schiesserein kam. Wen man in den Kabinen über die Dächer von Santo Domingo schwebt erkennt man zu erst die schlichten aber festgemauerten Häuser und erstaunlicherweise ist kaum Müll zu sehen. Neben der "Bergstation" wurde vom Kolumbianischen Architekten, Giancarlo Mazzati, das Kulturzentrum "Biblioteca Espana" errichtet. Das Kulturzentrum soll gemäss der Regierung der armen Bevölkerung die Richtung in eine bessere Zukunft weisen.
Nach 5 Tagen Medellin ging es leider, ja mit dem Bus, schon weiter nach Bogota.....